Ich werde häufig gefragt, ob überfiltern überhaupt möglich
ist, gehen doch die Hersteller von käuflichen Filtern immer mehr zur
Produktion noch schnellerer Filter über. Das erinnert mich immer an die
Waschmittelwerbung, wo jedes neue Pülverchen die Wäsche noch weißer
machen soll als das alte Pulver.
Tatsächlich ist die Abbauleistung effektiv abhängig von der Geschwindigkeit,
mit der das Wasser durch das Filtermaterial gezogen wird, d.h. je schneller
der Filter, desto größere Mengen an Stoffwechselprodukten kann ein
solcher Filter verarbeiten. Gleichzeitig bedeutet es aber auch, dass er entsprechende
Mengen auch fordert! Da liegt das Problem. Werden sie jedoch nicht bereitgestellt,
beginnen die Bakterien die Nährstoffe aus anderen Quellen zu beziehen,
die im Aquarium allerdings erhalten bleiben sollen. Zu nennen sind vor allem
Chelatoren, deren Aufgabe es sein soll, Mineralien und Schwermetalle zu binden
(Wasseraufbereiter) oder gebundene Mineralien in Lösung zu halten, um sie
den Pflanzen verfügbar zu machen (Düngemittel für Aquarienpflanzen).
Die dabei frei werdenden Mineralien werden entweder wieder im Wasser gelöst
und könnten dann für Vergiftungserscheinungen bei den Fischen sorgen
(z.B. Blei) oder sie werden im Filter angelagert oder im, dann auch sehr reaktionsfreudigen
Aquariumwasser, aufoxidiert und fallen aus (Beispiel: Eisen, Mangan). Die braune
Farbe des Filterschlammes stammt von diesem ausgefällten Eisen.
Diese starke Tendenz zur Beseitigung der verfügbaren organischen Verbindungen
im schnellen oxidativen Filter hat für das
Gesamtsystem oft negative Folgen. Den Pflanzen fehlen leicht verwertbare Nährstoffe,
die nicht nur bei Eisen, Mangan und anderen Spurenelementen zu suchen sind,
sondern es fehlen ihnen auch leicht verwertbare Primärnährstoffe,
vor allem Stickstoff.
Wie kann das sein, wenn doch Nitrat in reichlichen Mengen zur Verfügung
steht? Dazu muss man wissen, dass Aquarienpflanzen Stickstoff zwar in verschiedenen
Formen aufnehmen und verarbeiten können, doch es gibt eine klare Wertigkeit
in der Nutzbarkeit dieser Verbindungen für die Energiegewinnung. Diese
sinkt mit steigender Oxidationsstufe. Konkret bedeutet dies, dass Pflanzen am
leichtesten Ammonium verwerten können, an nächster Stelle steht das
Nitrit und am schwersten können sie Nitrat verwerten. Jeder Umsetzungsprozess
bedeutet für die Pflanze, dass sie Energie aufwenden muss. Eine höhere
Oxidationsstufe des Stickstoffes bedeutet, dass die Pflanze also mehr Energie
aufwenden muss, diesen Stoff in den eigenen Stoffkreislauf zu integrieren, als
für die niedrigere, weniger stabile Verbindung. So kann es im Extremfall
dazu kommen, dass eine Pflanze genauso viel Energie (oder sogar mehr) für
die Umsetzung der 'Rohstoffe' zur Energiegewinnung einsetzen muss, als sie daraus
gewinnen kann. Diese Energie fehlt dann zum Wachstum. Das Problem kennen leider
zu viele Aquarianer, die teure Pflanzen kaufen, die dann vor sich hinvegetieren
um dann irgendwann abzusterben. Allerdings werden kaum die tatsächlichen
Zusammenhänge erkannt. Das sind eindeutige Zeichen für Überfilterung.