"Blaualgen", "rote Schmieralgen" oder Cyanophyceen


Die "Blaualgen" gehören zu den Cyanophyceen und werden den Bakterien zugerechnet, weil sie keinen Zellkern besitzen. Es sind ca. 2000 verschiedene Arten bekannt. Die meisten Arten kommen im Süßwasser vor, einige wenige im Meer und eine geringe Zahl als Symbionten in Pflanzen und Pilzen. Unter den Symbionten gibt es Arten, die z.B. Leguminosen mit Stickstoff versorgen. Die "Blau-" und Schmieralgen beziehen ihre Energie aus der Photosynthese, denn sie haben Chlorophyll eingelagert. Die sessilen Arten, wie unsere "Blau-" und "Schmieralge" zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Lage sind, atmosphärischen Stickstoff zu fixieren, also ihn unter Energieeinsatz in den eigenen Stoffwechsel zu integrieren. Das geschieht mit Hilfe des Enzyms Nitrogenase. Dieses ist jedoch sauerstoffempfindlich, weshalb dieser Vorgang nur nachts funktioniert. Solange jedoch Stickstoff in anderer Form vorliegt, wird dieser bevorzugt. Ihre Energie beziehen sie mittels des eingelagerten Chlorophylls aus der Photosynthese. Sie kommen als "Blaualge" im Süßwasser vor, als "rote Schmieralge" im Meerwasser oder auch als frei treibende "Schwebealgen". Einige ihrer Stoffwechselprodukte gelten als giftig.

Die aquaristisch relevanten Arten besitzen eine Zellmembran, die gallertig verdickt ist. Dadurch sind sie in der Lage, weite Bereiche der Besiedlungsfläche gegen den Wasserkörper abzuschotten. Dadurch sind sie in der Lage, im Siedlungssubstrat, vorwiegend dem Bodengrund oder den Steinaufbauten, anaerobe Zonen zu provozieren, in denen mit Hilfe entsprechender Bakterien Phosphat freigesetzt wird. Dieses ist bisher als der einzige limitierende Faktor bekannt. Bei hohen Phosphatgehalten im Wasser können die Cyanobakterien auch großflächig alle Dekorationsmittel und Pflanzen besiedeln und alles darunter ersticken. Bei starkem Befall im Aquarium besteht darüber hinaus durchaus, durch Ausscheidungen von Bakterien, akute Vergiftungsgefahr für die Fische und Wirbellosen.

Interessanterweise finden sich bei starkem Befall sehr häufig hohe Redoxspannungen im Wasser, die teilweise bis über +500mV reichen können. Deshalb bezeichnen einige Aquarianer, vor allem Meeresaquarianer, sie als Reinstwasserform. Diese Bezeichnung kann allerdings nicht aufrecht erhalten werden. Die Cyanophyceen zeigen immer gestörte biologische Vorgänge im Aquarium an. So können sich Cyanobakterien oft erst dann dauerhaft ansiedeln, wenn kaum Siedlungskonkurrenten vorhanden sind. Das kommt sehr häufig in relativ frisch eingerichteten Aquarien vor, wo die Vielfalt an Bakterien und anderen Mikroorganismen noch nicht ausreichend ausgebildet wurde. Haben sie sich jedoch erst einmal etablieren können, beeinflussen sie das Gesamtmilieu zu ihren Gunsten, indem sie für anaerobe Zonen sorgen, die ihnen die Lebensgrundlage, also besonders Phosphate in ausreichender Menge gewährleisten. Ebenfalls etablieren können sie sich in eingefahrenen Aquarien, die stark befiltert sind, aber einen hohen Anteil an Sedimenten im Bodengrund beinhalten.

Zur Bekämpfung der Cyanophyceen sollte vor allem die Sedimentbelastung des Bodengrundes gering gehalten werden. Da Phosphat ein begrenzender Faktor ist, können sie also nur dort existieren, wo dieses in ausreichender Menge vorhanden ist. Aus diesem Grund sollte der Phosphatgehalt des Wassers ebenfalls möglichst niedrig gehalten werden. Hilfreich ist es ebenfalls, wenn man die natürlichen Fressfeinde, vor allem Macrophagen (Bakterienfresser) gezielt fördert. Dafür muss ein entsprechendes Klima geschaffen werden. Dies kann man erreichen, indem man, so widersprüchlich es auch klingen mag, die Wasserbelastung erhöht, und zwar durch starke Reduzierung der Filterleistung und/oder durch verstärkte Futtermengen. Dabei muss man jedoch vorsichtig vorgehen, um keine Probleme mit den Bewohnern heraufzubeschwören. Die Filterleistung sollte also in kleinen Schritten zurückgefahren und die Futtermengen nur langsam gesteigert werden. Als weitere Maßnahme sollten die Cyanobakterien regelmäßig so weit wie möglich abgesaugt werden. Die Stellen des Bodengrundes, die besiedelt waren, sollten sogar mehrmals wöchentlich abgesaugt oder zumindest durchwühlt werden. Dadurch wird die Fäulnisbildung beseitigt und eine Neubesiedlung erschwert.

Alle genannten Maßnahmen sollten möglichst konsequent und vollständig eingehalten werden. Die "Schmieralgen" sollten dann in wenigen Wochen beseitigt sein.

Algenbekämpfungsmittel sollten auf keinen Fall verwendet werden!

 

Grünalgen

Rotalgen

Kieselalgen

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