FAQ: Stimmt es, dass blaue Lichtanteile algenfördernd sind?


Pflanzen enthalten, genau wie Algen, Chlorophyll. Es gibt zwei verschiedene Typen von Chlorophyll. Dabei handelt es sich um die Typen a und b. Die Absorptionsmaxima für Chlorophyll a liegen bei 430 nm und 662 nm, die für Chlorophyll b bei 453 nm und 642 nm. Für die Photosynthese spielt der Typ b jedoch kaum eine Rolle. Die folgende Grafik verdeutlicht die Unterschiede zwischen den beiden Typen.

Absorptionsspektren der Chlorophyll-Typen a und b

Dabei kann man erkennen, dass das Chlorophyll a (hellgrüne Linie) deutlich stärker auf den Blauanteil des Lichtes reagiert als der Typ b (türkisfarbene Linie). In Algen und Pflanzen kommt hauptsächlich der Chlorophyll a-Typ vor. In den Cyanophyceen ("Blaualgen") kommt ausschließlich der Typ a vor. Allein aus diesem Grund besteht also kein Unterschied zwischen Algen und Pflanzen, was die Lichtverwertung betrifft. Man kann der Grafik ebenfalls entnehmen, dass der blaue Lichtanteil für die Photosynthese stärker eine Rolle spielt als der Rotanteil.

Wenn also behauptet wird, dass der Blauanteil des Lichtspektrums besonders algenförderlich sei, dann muss man im gleichen Atemzug ebenfalls darauf hinweisen, dass er den gleichen Effekt auf die Pflanzen besitzt. Daher kann von einer einseitigen Algenförderung absolut keine Rede sein. Ich habe leider schon Grafiken gesehen, die belegen wollen, dass Algen im Meer besonders den Blauanteil des Lichtes für ihre Photosynthese verwenden. Das würde dann jedoch der obigen Grafik völlig widersprechen. Wie kommt das? Bei genauerer Betrachtung fällt dann jedoch auf, dass es sich dabei um eine Spektralkurve aus fünf Metern Wassertiefe handelt. Um den Zusammenhang verstehen zu können, muss man wissen, dass Meerwasser die Spektralanteile des Lichtes unterschiedlich resorbiert. So findet sich nach fünf Metern Wassertiefe kein Rotanteil mehr im Licht. Moment mal, was bedeutet das? Das bedeutet nichts anderes, als dass Äpfel mit Birnen verglichen werden (um es milde auszudrücken). Wenn ich also beweisen will, dass im Sonnenlicht überhaupt kein Rotanteil enthalten ist, muss ich mich nur in fünf Meter Wassertiefe im Meer begeben. So einfach kann ich die Spektralkurve erhalten, die ich benötige, um meine Argumente belegen zu können. Dabei fällt mir ein Motto ein, dass ich mir zu eigen gemacht habe. Es lautet: "Glaube nie einer Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast." Wie wahr!

Verwendet man für die Aquarienbeleuchtung Leuchtmittel mit sehr hohem Blauanteil, bedeutet es, dass sie sehr viel Energie für die Pflanzen ins Aquarium bringen. Das kann allerdings dafür sorgen, dass unter ungünstigen Bedingungen für das Pflanzenwachstum (Überfilterung, CO2-Mangel, Nährstoffmangel) Algen diese hohe Energie ausnutzen, um sie für ihre Photosynthese zu nutzen. Das können sie, weil sie wegen ihres einfachen Aufbaus selbst die Stoffe noch verarbeiten können, die für Pflanzen wegen ihrer hohen Oxidationsstufe (z.B. Nitrat oder Fe III) kaum bzw. nur unter hohem Energieeinsatz verwertbar sind.

Konkret bedeutet es also, wenn Algen infolge von hohem Blauanteil in der Beleuchtung besonders gut gedeihen, dass die Bedingungen für die Pflanzen nicht optimal sind. Dann sollte man diese Bedingungen einer Überprüfung unterziehen. Im Umkehrschluss bedeutet es ebenfalls, dass Leuchtmittel mit hohem Rotanteil aber schwachem Blauanteil im Spektrum weniger pflanzenförderlich sind als solche, die sowohl einen hohen Rotanteil als auch einen hohen Blauanteil besitzen. Tausche ich also eine Lampe mit hohem Rot- und Blauanteil gegen eine rotlastige Lampe aus, dann wirkt es so, als hätte ich für die Pflanzen das Licht ausgemacht, um es einmal überspitzt darzustellen. Ich selbst verwende ausschließlich die "bösen" Lampen mit dem "Algenspektrum". Es handelt sich dabei um die Typen Triton, AquaStar und PowerGlo. Algen kenne ich fast gar nicht und die Pflanzen wachsen hervorragend.

 

Sitemap

Home