FAQ: Mulm, was ist das?


Man hört so viel über Mulm im Aquarium, aber niemand erklärt so richtig, was das eigentlich ist. Man kann ihn nicht als eine einheitliche Substanz betrachten. Es gibt sehr viele unterschiedliche Auffassungen, was Mulm letztendlich ist und welche Bedeutung er für das Aquarium besitzt.

Unter biologisch intakten Verhältnissen ohne Bodengrund (z.B. Kläranlagen) besteht Mulm zu einem großen Teil aus Bakterien, die sich um einen meist mineralischen Kern formieren. Weiterhin werden die entstehenden Flocken von diversen Einzellern besiedelt, die sich vorwiegend von gelöstem organischem Material ernähren, unter anderem auch von den Bakterien selbst. In diesen Flocken befindet sich ein abgeschlossenes kleines Ökosystem, das aus Produzenten und Konsumenten besteht, also aus Bakterien und Bakterienfressern, aber auch aus Filtrierern, die allesamt in einem relativ stabilen Verhältnis zueinander stehen. Dabei spielt die Wasserbelastung eine sehr wichtige Rolle. Auf das Aquarium bezogen, spielt jedoch wiederum die Filterung eine entscheidende Rolle bei der Zusammensetzung des Mulmes. Da die organische Belastung des Wassers bei Verwendung schneller Filtersysteme relativ gering ist, sind die Mulmpartikel anders aufgebaut, als vorher beschrieben. Hier ist der Anteil mineralisierter Stoffwechselendprodukte deutlich höher als bei der beschriebenen Mulmflocke. Dieser Mulm ist meist nicht mehr flockig, sondern eher fest. Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass die Anzahl der Bakterien und Mikroorganismen sehr gering ist. Dieser Mulm stellt kaum eine Bereicherung des Systems dar, weil er überwiegend aus Stoffwechselendprodukten (also Sedimenten) besteht. Ein solcher Mulm sollte aus dem Aquarium entfernt werden. Mulm stellt also immer einen Zustand zwischen organischem Material und Sedimenten dar. Erwähnt wurde bereits, dass Mulm die Flockenform überwiegend in Systemen ohne Bodengrund ausbildet. In Systemen mit intaktem Bodengrund nach natürlichem Muster spielt sich der Umbau der Stoffwechselprodukte jedoch überwiegend im Bodengrund ab. Daher wird man hier kaum Mulm vorfinden. Die Abbaukette wird durch eine enorme Vielfalt von Mikroorganismen erreicht, die die vorhandenen Nährstoffe besonders intensiv nutzen. Dabei bestehen diese Nährstoffe aus organischem Material, das aus toten Tierkörpern, abgestorbenen Mikroorganismen, Futterresten und Pflanzenteilen besteht, also insgesamt aus 100% wiederverwertbarem Material. Übertragen auf das Aquarium bedeutet es, dass Mulm im Grunde einen Indikator für gestörte Verhältnisse darstellt. Natürlich wird man nie ein Aquarium finden, das völlig frei von Mulm ist. Um es jedoch noch einmal recht deutlich zu sagen: Es kann nicht Sinn der Sache sein, sichtbaren Mulm im Aquarium zu belassen, denn er bringt dem Gesamtsystem keine nennenswerten Vorteile.

 

Sitemap

Home