Der Eiweißabschäumer


In der Meerwasseraquaristik ist dieses Gerät weit verbreitet. Es ermöglicht die Reduzierung von Eiweißstoffen aus dem Stoffwechsel der Tiere, bevor sie in den Zersetzungsprozess gelangen. Seine Anwendung ist nicht ganz unumstritten, weil er neben Eiweißen auch andere Stoffe, wie Spurenelemente und teilweise auch Planktonorganismen abschäumen kann.

Eiweißabschäumer sind sogenannte physikalische Filter. Die Wirkungsweise beruht auf der Eigenschaft von Eiweißmolekülen, sich bevorzugt an der Grenzfläche Luft/Wasser zu konzentrieren. Der Eiweißabschäumer funktioniert normalerweise nur im Meerwasser, weil der hohe Salzgehalt und der Laugencharakter dieses Wassers die Oberflächenspannung reduziert. Dadurch verbinden sich die Luftblasen nicht so leicht miteinander zu größeren Blasen, wie es im Süßwasser der Fall ist. Dennoch sind in den letzten Jahren auch Geräte entwickelt worden, die für die Süßwasseraquaristik verwendbar sein sollen. Der Wirkungsgrad dieser Geräte bleibt jedoch weit hinter der der Meerwasserabschäumung zurück. Zudem müssen Schaumverstärker dem Wasser zugegeben werden, damit sich überhaupt ein stabiler Schaum bilden kann.

Der Wirkungsgrad wird durch verschiedene Faktoren bestimmt. Wichtigster Punkt ist die Kontaktzeit der Luftblasen mit dem kontaminierten Wasser. Je länger diese ist, desto fester binden sich die Eiweißmoleküle an die Bläschen. Also theoretisch bedeutet dies, je länger das Kontaktrohr, umso besser die Leistung.

Hier tritt nun ein weiterer wichtiger Faktor in den Vordergrund. Es geht um den Wasserdruck. Dieser sollte so niedrig wie möglich sein, damit sich die Luftblasen auf ihrem Weg zur Wasseroberfläche möglichst wenig ausdehnen, um die bestmögliche Oberfläche zu erhalten. Je kleiner also die einzelne Blase ist, desto höher wird die Abschäumleistung. Dies bedeutet gleichzeitig, dass entsprechend feinste Luftbläschen eingeleitet werden.

Beide Faktoren sind also gegensinnig. Die Kunst, einen optimalen Eiweißabschäumer zu bauen, liegt also in einem Kompromiss. Dieser Kompromiss liegt rein rechnerisch im Schnittpunkt der beiden Geraden, die sich aus der Bauhöhe und dem Wasserdruck ergibt. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Irgendwann ist jemand auf die Idee gekommen, die Kontaktzeit zu erhöhen, indem in einem kurzen Rohr das Wasser in einen Wirbel gezwungen wird. Dies hat den Wirkungsgrad deutlich erhöht, hat aber andere Probleme mit sich gebracht. Bei diesen Abschäumern wurde plötzlich Plankton in erheblichem Maße mit abgeschäumt. Das war natürlich nicht Sinn der Sache.

Es gibt eine sehr große Anzahl an verschiedenen Geräten am Markt. Eins haben alle gemeinsam: Sie schäumen alle ab. Das tun sie jedoch mehr oder weniger gut. Die meisten Aquarianer beurteilen ihren Abschäumer danach, was er aus dem Becken herausholt. Oberflächlich betrachtet ist dies natürlich richtig. Wie sollen sie es auch anders beurteilen, fehlen ihnen doch die Messmöglichkeiten. Wären diese vorhanden, dann wären viele von ihnen vermutlich sehr überrascht. Der Wirkungsgrad eines Abschäumers äußert sich nämlich in dem, was er im Becken zurücklässt!

Angenommen, ein Abschäumer XY lässt 5mg/l Eiweiß zurück. Nach der Fütterung erhöht sich der Gehalt auf sagen wir 7mg/l. Der Eiweißabschäumer holt diese überhängigen 2mg/l heraus. Ein anderer Typ YZ hat einen Schwellwert von 3mg/l Eiweiß. Nach der Fütterung hätte man unter gleichen Bedingungen nun 5mg/l. Auch er holt die überhängigen 2mg/l Eiweiß heraus. Entsprechend haben beide Geräte objektiv die gleiche Menge Eiweiß abgeschäumt! Aus dieser Betrachtung heraus, kann die Abschaummenge natürlich kein Indiz für die Qualität eines solchen Gerätes sein.

Während meiner aquaristischen Laufbahn habe ich mich mit dieser Materie ausgesprochen intensiv beschäftigt und habe viele Prototypen von Eiweißabschäumern gebaut. Nach mindestens 15 verschiedenen Versionen hatte ich ein Gerät entwickelt, das im direkten Vergleich mit den zu der Zeit besten Geräten, diese alle in den Schatten stellte. Leider fehlte mir die Messmöglichkeit, sodass ich keinen genauen Schwellwert angeben kann. Allerdings schäumte er auch dann noch große Mengen ab, wenn die gleichzeitig betriebenen Geräte längst keinen Schaum mehr aufbauten.

Bei Gelegenheit werde ich eine Bauanleitung integrieren, die den Selbstbau ermöglicht.

 

 

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