Diese Algen treten im Süß- und Meerwasseraquarium kurz nach der Neueinrichtung als Erstbesiedler auf, weil zu diesem Zeitpunkt häufig recht hohe Konzentrationen von Silikaten im Wasser vorhanden sind. Im Normalfall verschwinden sie jedoch so schnell wie sie gekommen sind, wenn das Silikat verbraucht ist. Sie lagern es in ihre Körpersubstanz ein, wobei es nur noch schwer wasserlösliche Verbindungen eingeht. Gänzlich verschwinden sie jedoch nicht, da durch Frischwasser immer wieder neue Silikate hinzugefügt werden.
Die Kieselalgen sind vergleichsweise anspruchslos, wenn es um die Beleuchtungsmenge geht, weshalb man sie kaum noch zu Gesicht bekommt, wenn die Einlaufphase durchlaufen ist. Wenn sich jedoch die Lichtverhältnisse extrem verschlechtern, können sie wieder in die sichtbaren Bereiche vordringen. Aus diesem Grund wird ihnen nachgesagt, sie wären ein Indikator für zu schwache Beleuchtung. Das ist allerdings nur bedingt richtig. Sie treten immer auch dann verstärkt auf, wenn der Bodengrund und/oder der Filter stark verschlammt sind, weshalb die Hygiene des Beckens nicht vernachlässigt werden sollte.
Viele maulsaugenden Fische fressen Kieselalgen sehr gern, weshalb sie kaum zu einem wirklichen Problem im Aquarium werden.
Im Meerwasseraquarium sieht die Situation ein wenig anders aus. Auch hier treten sie in der Einlaufphase als Erstbesiedler auf und verarbeiten die Silikate. Dann verschwinden sie ebenfalls wieder. Neben sessilen Kieselalgen gibt es im Meer eine Vielzahl von planktonischen Arten, die einen wichtigen Teil der natürlichen Nahrungskette darstellen.
Leider hat sich in den letzten Jahren eine Tendenz entwickelt, Silikaten die Schuld für Schmieralgenprobleme zu unterstellen. Kieselalgen haben jedoch mit Schmieralgen herzlich wenig zu tun. Diese gehören zu den Cyanophyceen, sind also Bakterien. Sie sind völlig unabhängig von dem Vorhandensein von Silikaten. Kieselalgen bilden keine gallertigen Zellwandstrukturen wie die Cyanobakterien, sie fühlen sich rau an, ähnlich wie feines Schleifpapier.
Der Versuch, ein Meerwasseraquarium silikatfrei halten zu wollen, scheitert schon allein an der Tatsache, dass in den meisten Meersalzmischungen Silizium enthalten ist. Dies teilweise in nicht unerheblicher Menge, da es als Feuchtigkeitshemmstoff verwendet wird, damit das Salz nicht klumpt. Daher finde ich die Hinweise mancher Hersteller auf den Verpackungen schon recht "interessant", wenn das Salz ausdrücklich als silikatfrei bezeichnet und in der Analyse Silizium als Bestandteil deklariert wird. Aus diesem Grund kann man sich den Aufwand mit der restlosen Entfernung mittels Umkehrosmose plus nachgeschaltetem "Reinstfilter" sparen, womit ich die Sinnhaftigkeit der Wasseraufbereitung per Umkehrosmose keineswegs in Frage stellen möchte. Dies schon allein aus dem Grunde nicht, weil es kein anderes wirtschaftlich vernünftiges Verfahren gibt, organische Schadstoffe aus dem Wasser zu entfernen. Jedoch zur Silikatentfernung macht es wenig Sinn.
Kieselalgen stellen auch im Meerwasseraquarium kein echtes Problem dar, weil auch hier viele Verwerter der Kieselalgen vorhanden sind, wie z.B. einige Blenniden, Schnecken und diverse Mikroorganismen. Die planktonischen Kieselalgen würden zudem eine wertvolle Bereicherung der Nahrung von Planktonfängern und freischwimmenden Kleinkrebschen (z.B. tropische Mysis, die man sich immer wieder einmal einschleppt) bedeuten, jedoch werden sie durch die übertriebene Panik vor Silikaten im Wasser keine dauerhafte Nahrungsgrundlage vorfinden.